Elon Musk lässt bei Tesla die Köpfe rollen.
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Nachdem schon die beiden Wochen davor mit Kündigungswellen bei Tesla geendet hatten, war es auch am vergangenen Wochenende wieder so weit und Angestellte quer durch alle Abteilungen erhielten ihre Kündigung per E-Mail.

Laut offiziellen Angaben des Unternehmens will Tesla etwa zehn Prozent der gesamten Belegschaft kündigen. Jüngsten Berichten zufolge dürfte die Zahl der Kündigungen aber eher doppelt so hoch sein, wie vom Elektroautobauer angegeben.

Am Wochenende war es wieder so weit – und der Stellenabbau ging in die dritte Runde, wie Electrek unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. So sollen Angestellte in verschiedenen Sparten zwischen Freitag und Sonntag eine E-Mail mit dem gefürchteten Betreff "Beschäftigungsstatus" erhalten haben. Hinter diesem Wort verbirgt Tesla üblicherweise eine Kündigung. Dem Bericht zufolge wurden dieses Mal Teams in der Softwareentwicklung, im Service und in der Technik ausgedünnt.

Wer Musk widerspricht, fliegt

Ganz überraschend kommt der neuerliche Stellenabbau aber nicht. CEO Elon Musk hatte an der Leiterin der Supercharger-Abteilung, Rebecca Tinucci, ein Exempel statuiert. Nicht nur wurde die Managerin selbst gefeuert, auch ihr gesamtes 500-köpfiges Team musste gehen. Tinucci soll sich vor ihrem Abgang gegen Musks Pläne eines Personalabbaus in ihrem Team gewehrt haben. Daraufhin soll Musk die gesamte Belegschaft der Abteilung gefeuert haben, wie es in dem Bericht heißt.

Ebenso wurde die Abteilung für die Neuentwicklung von Produkten eingestampft. Wie später bekannt wurde, hatte Musk zuvor auch Anthony Thurston samt seinem gesamten Team gefeuert. Thurston und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren für die Entwicklung und Herstellung von "Kathodenmaterial", also der Akkus für die Elektroautos von Tesla, verantwortlich.

Musk unterzieht laut eigenen Angaben Führungskräfte bei Tesla einem Test der "Exzellenz, Notwendigkeit und Vertrauenswürdigkeit". Wer diesen nicht bestehe, werde samt seinem Team gefeuert, wie in einer E-Mail an das Management steht. "Hardcore-Maßnahmen" verspricht Musk darin.

Über die genauen Gründe für die Kündigungen gibt es höchst widersprüchliche Aussagen. Musk hat mehrere Gründe für die Entlassungen genannt. Er teilte den Mitarbeitenden zunächst mit, dass der Stellenabbau auf das schnelle Personalwachstum von Tesla in den letzten Jahren zurückzuführen sei. Dieses habe zu Ineffizienz bei der Einstellung und Doppelbesetzungen von Positionen geführt. In jüngerer Zeit hat sich die Erklärung aber geändert: Gegenüber Anlegern und Mitarbeitenden stellte Musk die Personaleinsparungen als eine "Umstrukturierung für die nächste Wachstumsphase" dar.

Enttäuschende Zahlen von Tesla

Die Entlassungen dürften aber sehr wohl eine Reaktion von Musk auf die enttäuschende Zahl von Fahrzeugauslieferungen und die sinkende finanzielle Performance von Tesla sein. Mit rund 17,4 Milliarden US-Dollar fiel der Umsatz vom neuen Höchststand im 4. Quartal auf den tiefsten Stand seit 2021. Der operative Gewinn verringerte sich um 56 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar, wie aus dem aktuellen Finanzbericht des Unternehmens hervorgeht.

Gleichzeitig ließ Musk die Entwicklung neuer Fertigungstechniken einstampfen. Die nächste Generation des Gigacasting genannten Verfahrens wurde gestoppt. Dabei sollten die Unterböden der Fahrzeuge von Tesla aus einem einzigen Stück gefertigt werden statt wie bisher aus drei einzelnen Elementen. Die daraus resultierende Kostenersparnis hätte den Preis des Tesla-Kleinwagens, dem angeblichen Model 2, unter 30.000 Dollar drücken sollen. Doch auch die Arbeit an diesem Modell wurde angeblich eingestellt, wobei Elon Musk derartige Berichte als "Lüge" bezeichnete, aber nicht weiter auf die Hintergründe einging.

Gegenüber Investoren hatte Musk Ende April erklärt, dass er Tesla nicht als Autohersteller sehe. Das Unternehmen konzentriere sich deshalb stärker auf Full Self-Driving, also autonomes Fahren und den Aufbau einer Flotte aus Robotertaxis.

Zu beschäftigt mit X

Ein Mitgrund für die Entlassungswelle dürfte Musk selbst sein. Wie Electrek berichtet, beschreiben mehrere Angestellte bei Tesla die Situation als Versuch des CEOs, seine Position zu festigen. Demnach ließ Musk im vergangenen Jahr die Zügel bei Tesla schleifen, weil er zu sehr mit den immer wieder neu auflodernden Brandherden bei X, vormals Twitter, beschäftigt war. Brandherde, die der Milliardär meist selbst gelegt hatte. Nun zeige er enorme Präsenz bei Tesla, die auch jeder zu spüren bekomme, werfe sein Gewicht in die Waagschale und agiere wie eine Abrissbirne, heißt es.

Beobachter und Marktanalysten suchen hingegen nach einer Logik in Musks Verhalten, scheitern aber. Vor allem die Auflösung des Supercharger-Teams sorgt für Stirnrunzeln, war das Ladenetzwerk doch zuletzt ein Gewinnbringer. (pez, 7.5.2024)