Junge Frau schüttelt einer anderen Person die Hand zur Begrüßung
Die richtige Vorbereitung legt nicht nur den Grundstein für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch, sondern hilft gleichzeitig gegen die Nervosität.
Getty Images/iStockphoto

Wie bereite ich mich am besten auf ein Bewerbungsgespräch vor? Diese Frage stellen sich wohl viele vor dem ersten persönlichen Kennenlernen beim potenziellen Arbeitgeber – vor allem jene, die am Beginn des Berufslebens stehen. "Die Vorbereitungszeit auf das Vorstellungsgespräch ist unter vielen Jungen sehr gering", sagt Florian Märzendorfer, Co-Gründer des Linzer Start-ups Fip-s.at.

Das zeigen die Daten des "Jungakademiker-Monitors". Dafür werden seit 2020 jährlich rund 500 Personen zwischen 22 und 34 Jahren von Marketagent im Auftrag von Fip-s.at befragt, die bereits ein Studium abgeschlossen haben oder in den nächsten zwölf Monaten abschließen werden. Mehr als die Hälfte der Befragten bereiten sich demnach zwischen 30 und 60 Minuten auf ein Vorstellungsgespräch vor. Jede und jeder Zehnte hingegen weniger als 15 Minuten. Ein Viertel nimmt sich zwischen einer und drei Stunden Zeit – mehr als drei Stunden nur acht Prozent.

Großes Hindernis

Dennoch fühlen sich rund zwei Drittel der jungen Studienabsolventinnen und -absolventen laut eigenen Angaben sehr bzw. eher gut vorbereitet. Knapp 27 Prozent schätzen sich als teilweise vorbereitet ein und nur etwa sieben Prozent als (sehr) schlecht. "Viele merken also gar nicht, wie viel Potenzial sie hier liegen lassen", meint Märzendorfer. Es geht seiner Einschätzung nach nicht nur darum, den Job zu bekommen, sondern darum, so viel wie möglich als gefragte Kandidatin oder Bewerber für sich herauszuholen.

Als größte Herausforderung im Bewerbungsgespräch sehen die Jungen nach wie vor die Gehaltsverhandlung, gefolgt von der Reaktion auf unangenehme Fragen. Auch sich von der Konkurrenz abzuheben, die Erwartungshaltung des Arbeitgebers einschätzen zu können und mit Stresssituationen umzugehen bereitet den Befragten Schwierigkeiten. Märzendorfer sieht hingegen ein ganz anderes Hindernis: "Oftmals wissen junge Menschen einfach nicht, wie man sich wirklich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitet." Dabei lege die richtige Vorbereitung nicht nur den Grundstein für ein erfolgreiches Gespräch, sondern helfe gleichzeitig gegen die Nervosität.

Tipps von den Profis

Doch wie klappt es denn nun am besten? Wir haben Personalexpertinnen und -experten nach ihren Tipps gefragt. Sie waren bei der Langen Nacht der Unternehmen im Wiener Rathaus am Donnerstag die Diskussionsteilnehmenden der Auftaktveranstaltung. Rund 1100 Studierende der Uni Wien und der Wirtschaftsuni Wien nahmen heuer an dem Event rund um den Berufseinstieg teil. Nach der Eröffnung standen Busse bereit, um die Teilnehmenden zu den kooperierenden Firmen zu fahren. Das Ziel: netzwerken, mögliche zukünftige Arbeitgeber kennenlernen und in die Betriebe hineinschnuppern.

Auftakt-Panel bei der Lange Nacht der Unternehmen im Rathaus 2024
Bei der Langen Nacht der Unternehmen moderierte Karriere-Redakteurin Natascha Ickert zum Auftakt das Panel mit Michael Moschen-Schimek (BDO), Fari Ahmadian (Rewe), Boris Andrijevic (DER STANDARD), Ursula Axmann (ZBP WU) und Bernhard Wundsam (Uniport).
Klaus Ranger

"Nutzen Sie die Chance, bei Karriereveranstaltungen an der Uni viele Arbeitgeber zu treffen. Damit bekommen Sie ein gutes Gefühl, wer zu Ihnen passen könnte – und welche Firmen nicht", sagt Ursula Axmann. Sie ist Geschäftsführerin des ZBP Career Center der Wirtschaftsuniversität Wien. Und noch etwas rät sie den Studierenden und Absolventen: "Machen Sie sich Freunde, wenn Sie sie noch nicht brauchen." Das heißt: aktiv Kontakte an der Uni knüpfen, um später auf das persönliche Netzwerk aus ehemaligen Studienkolleginnen und -kollegen zurückkommen zu können.

Bernhard Wundsam, Geschäftsführer des Uniport Karriereservice der Universität Wien, versucht den Druck, der auf Bewerbenden lastet, etwas wegzunehmen: "Niemand erwartet, dass man als Einsteigerin oder Einsteiger mit jahrelanger Berufserfahrung punktet. Deshalb lohnt es sich, im Lebenslauf auch Kompetenzen, die man in der Freizeit, im Studium oder bei einer Weiterbildung erworben hat, zu nennen." Ein kompakter und übersichtlicher CV sei für Arbeitgeber besonders attraktiv: aktuelle Infos immer zuerst, ein freundliches, neutrales Foto und idealerweise eine persönliche Note durch Schrift oder Farbe.

Nicht nur reden, sondern auch zuhören

Michael Moschen-Schimek, der die Personalabteilung bei der Firma BDO leitet, die Wirtschaftsprüfungen durchführt und Unternehmen berät, empfiehlt, sich ganz gewissenhaft auf das Bewerbungsgespräch vorzubereiten. Auch wie man sich im Gespräch verhält, sei essenziell, sagt er. Sein wichtigster Ratschlag: "Hören Sie aktiv zu und stellen Sie Fragen."

Fari Ahmadian würde bei einer Bewerbung sogar noch weiter in die Zukunft denken und schon im Vorstellungsgespräch herausfinden, ob in dem Umfeld persönliche Entwicklung und langes Lernen möglich sind. Sie ist Gruppenleiterin des Teams Talent Relationship HQ beim Lebensmittelkonzern Rewe. Alle Expertinnen und Experten betonen darüber hinaus noch zwei Dinge: erstens dass es wichtig sei, im Bewerbungsprozess authentisch zu bleiben. Doch was genau heißt das? "Ein Bewerbungsgespräch geht immer in beide Richtungen. Nur wenn die Firma zu einem passt und man sich als Bewerberin oder Bewerber vom Unternehmen angezogen fühlt, macht der Match Sinn", sagt Ahmadian.

Informationen einholen

Zweitens sollte man sich auf das Bewerbungsgespräch gut vorbereiten. Die Unternehmenswebsite durchforsten und auch auf Social Media oder anderen Plattformen im Vorhinein Informationen einholen ist immer hilfreich. Auch marktübliche Einstiegsgehälter lassen sich online ermitteln. "Hier kann man als Kandidatin oder Kandidat wirklich punkten und zeigen, dass man sich gut informiert hat", betont Florian Märzendorfer. Gerade wenn man Qualifikationen mitbringt, die sehr gefragt sind, könne man auch ein entsprechendes Gehalt verlangen.

Um Interesse zu zeigen und herauszufinden, ob die Firma zu den eignen Vorstellungen passt, lohnt es sich, im Gespräch Fragen zu den Arbeitsaufgaben, dem Team und den Rahmenbedingungen zu stellen. Und bevor es so weit ist, sollte man vor allem eines tun: üben, üben, üben. Dann bringt auch die ungewohnte Situation des Vorstellungsgesprächs einen nicht so schnell aus der Ruhe. (Anika Dang, Natascha Ickert, 19.4.2024)