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Der Öl-, Gas- und Chemiekonzern rechnet für das Geschäftsjahr 2024 mit einem durchschnittlichen Brent-Ölpreis von rund 85 Dollar pro Fass.
REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien – Die OMV hat Schiedsverfahren gegen den russischen Gazprom-Konzern eingeleitet, "und zwar mit dem Zweck, die vertraglich vereinbarten Rechte der OMV zu wahren", bestätigte OMV-Chef Alfred Stern am Dienstag erstmals offiziell der APA. Dabei gehe es unter anderem um die OMV-Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno-Russkoje, sagte Stern. Dort wurde die OMV per Dekret de facto enteignet.

"Wir haben aber mehrere Schiedsverfahren eingeleitet, um die Rechte der OMV zu wahren." Von russischer Seite sei daraufhin in den letzten Wochen ein Anti-Klage-Verfahren eingeleitet worden, dem im Zusammenhang mit dem Gasfeld am St. Petersburger Handelsgericht auch stattgegeben worden sei. "Wir sehen diese Verfahren als illegitim an und erkennen auch den Gerichtsstand St. Petersburg nicht an, da wir vertraglich geregelt haben, wie und wo mögliche Dispute geregelt werden müssen." Man habe über diese Gerichtsverfahren keine Veröffentlichungen gemacht, "weil es sich um privatwirtschaftliche Verträge handelt und Gerichtsverfahren nicht von einer öffentlichen Diskussion profitieren", begründete der OMV-Chef die Tatsache, dass die OMV nach Angaben des St. Petersburger Gerichts den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt hatte.

Umsatzeinbußen im ersten Quartal

Eine andere Baustelle, die den OMV-Chef seit Monaten beschäftigt, sind die stockenden Verhandlungen mit Abu Dhabi rund um den geplanten Zusammenschluss der OMV-Tochter Borealis mit dem ADNOC/Borealis-Joint-Venture Borouge. Hier war mit einem Abschluss der Gespräche schon Ende 2023 gerechnet worden. Man sei in "laufenden, ergebnisoffenen Verhandlungen", hält Stern am bisherigen Wording fest. "Wir verhandeln im besten Interesse der OMV, der Aktionäre der OMV und der Mitarbeitenden."

Einen Nachfolger für Borealis-Chef Thomas Gangl, von dem man sich einvernehmlich getrennt habe und der die Borealis Ende Juni verlassen wird, werde man so bald wie möglich bekanntgeben.

Die OMV hat im ersten Quartal 2024 wegen stark gesunkener Gaspreise, einer geringeren Auslastung der Raffinerien und eines geringen Beitrags aus dem Tankstellengeschäft deutlich weniger verdient als im gleichen Quartal des Vorjahres. Der Umsatz ging um ein Viertel auf 8,17 Milliarden Euro zurück, der Periodenüberschuss vor Sondereffekten brach um ein Drittel auf 696 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Stern zeigt sich dennoch zufrieden. "Die OMV hat einen robusten Start ins Jahr 2024 hingelegt, und das in einem Umfeld, in dem die Gaspreise auf einem Niveau sind, wie zuletzt vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Das zeigt uns, dass unser integriertes Geschäftsmodell aus den drei Segmenten Chemie, Kraftstoffe und Energie ein sehr robustes ist und auch in diesen verschiedenen Zyklen sehr gute Ergebnisse erzielen kann." (APA, 30.4.2024)