Huawei Pura
Mit der Umbenennung in Pura will man einen Neustart am Markt wagen.
Huawei

Mate, Nova und jetzt Pura. Vier Buchstaben, die für Smartphone-Serien stehen, die unterschiedliche Schwerpunkte haben. Der Name Pura ist dabei erstmalig in Verwendung und ersetzt die beliebte P-Reihe von Huawei, das sich trotz Google-Absenz von seinen Geräten weiter am Markt beweisen will.

Die Pura-70-Serie markiert den Einstand des neuen Namens und glänzt mit mutigem Design und starken Hardware-Spezifikationen. In Österreich wird das Gerät zwar vorerst nicht erscheinen, sehr wohl aber in Deutschland. Die ersten Eindrücke des neuen Flaggschiffs sind durchwegs positiv, vor allem was Fotografie und Widerstandsfähigkeit betrifft. Die Premiumvariante Pura 70 Ultra hat sogar ein ausfahrbares Objektiv. Ein Hingucker.

Das Premium Modell Ultra

Fangen wir gleich beim Pura 70 Ultra an. Das Gerät verfügt über ein 6,8 Zoll großes LTPO-HDR-OLED-Display, das je nach Anforderung zwischen 1 und 120 Hertz und eine Auflösung von 2844 x 1260 Pixel bietet. Hinzu kommen eine Bildschirmschärfe von 460 ppi und eine maximale Helligkeit von 2500 Nits. Besonders stolz ist der chinesische Tech-Hersteller allerdings auf zwei Sachen. Zum einen wurde das verbaute Kunlun-Glas stark verbessert und soll eine doppelt so große Sturzwiderstandsfähigkeit bieten wie etwa das P60 und andere Geräte dieser Generation. Zum anderen besticht das dreieckige Kameramodul mit einigen Überraschungen. Alleinstellungsmerkmal ist etwa die "Ultra Lightning"-Pop-out-Hauptkamera, die mit 50 Megapixeln auflöst. Erstmals überhaupt in einem Smartphone wurde eine Sensor-Shift-OIS mit einem 1-Zoll-Sensor verbaut. Die Blendenöffnung liegt zwischen f/1.6 und f/4.0.

Die mechanische Komponente des Herausfahrenkönnens ist laut "Computerbild" keine Spielerei, sondern ein "handfester Vorteil". Der optische Spielraum würde sich mit dieser Funktion spürbar vergrößern und einen echten Schärfentiefeneffekt ermöglichen. Daneben finden sich noch eine Ultraweitwinkellinse (f/2.2) mit 40 Megapixel Auflösung und eine Telelinse (f/2.1) mit 50 Megapixeln. In der Praxis präsentieren sich die Fotos laut dem Tech-Youtuber "Tech Spurt" "sehr natürlich" und ermöglichen "unglaubliche Action-Aufnahmen". Letzteres bedeutet, dass auch Bewegungen überhaupt kein Problem für die Kamera oder scharfe Aufnahmen bedeuten. Auch die vorgefertigten Filter seien für den täglichen Gebrauch äußerst praktisch.

Der Akku ist mit 5.200 mAh stark und soll gut durch den Tag tragen. Das Ladetempo liegt bei 100 Watt via Kabel und 80 Watt mit kabellosem Laden. Mit 226 Gramm ist das Gerät kein Leichtgewicht, reiht sich damit aber unscheinbar unter vergleichbaren Geräte ein. Genau wie die anderen beiden Modelle ist auch das Ultra IP68 zertifiziert und in bis zu zwei Meter Tauchtiefe wasserdicht. Eine Klinkenbuchse gibt es nicht, dafür zwei Einschübe für den Dual-SIM-Betrieb. Mit USB 3.1 und Bluetooth 5.2 ist man ebenfalls technisch gut mit dabei. Das Ultra gibt es in den Farben Grün, Schwarz und Braun.

Huawei Pura
Die drei Modelle haben das neue, dreieckige Kameramodul gemeinsam.
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Die gehobene Mittelklasse

Das Pro-Modell ist um 300 Euro günstiger als das Ultra, verfügt aber über dasselbe Display, das somit ebenfalls 6,8 Zoll groß ist und mit derselben OLED-Technologie eine Auflösung von 2844 x 1260 Pixel mitbringt. Auch die Abmessungen sind mit 162,6 x 75,1 x 8,4 Millimetern identisch. Mit 220 Gramm ist es auch kaum leichter, der Akku ist mit 5050 mAh nur minimal kleiner. Bei den Kameras kann man auf eine 50-MP-Hauptkamera zugreifen, die auch im regulären Pura-70-Modell verbaut ist. Mit zusätzlicher 12,5-Megapixel-Ultraweitwinkellinse (f/2.2.) und einer 48-Megapixel-Telelinse (f2.1) scheint man auch hier gut gerüstet für eine Fotosafari durch das eigene Grätzel oder den nächsten Urlaub.

Das Pura 70 schließlich hat mit 6,6 Zoll ein etwas kleineres Display, das mit 2760 x 1256 Pixel auflöst. Die Abmessungen sind dadurch etwas geringer als bei den zwei großen Brüdern (157,6 x 74,3 x 7,95 Millimeter), genau wie das Gewicht mit 207 Gramm. Der Akku hat immerhin 4900 mAh, die Ladegeschwindigkeit via Kabel ist mit 66 Watt allerdings deutlich geringer. Die Hauptkamera ist identisch zum Pro-Modell, die Ultraweitwinkellinse (13 MP, f/2.2) und die Telelinse (12 MP, f/3.4) wurden für das Pura 70 etwas angepasst. Hands-on-Berichte oder Reviews gibt es zu den beiden kleineren Modellen noch nicht.

Das Pura 70 und das Pura 70 Pro werden in den Farben Schwarz und Weiß angeboten.

Huawei Pura
Das interessanteste Modell ist das Ultra mit seiner ausfahrbaren Kamera.
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Fragezeichen

Nachdem bis zum heutigen Embargo noch kaum Testmuster verteilt wurden, bleiben noch ein paar offene Fragen. Die größte ist wohl der verbaute Chip, über den sich Huawei im Vorfeld in Schweigen hüllte. Mehrere Websites spekulieren deshalb, ob sich in der P70-Reihe in Europa ein hauseigener Kirin-Prozessor verbaut ist, da aufgrund des US-Hanelsembargos Huawei keinen Zugriff auf aktuelle Chipsätze hat, beispielsweise von Qualcomm.

Fazit und Verfügbarkeit

Einmal mehr zeigt Huawei, dass es technisch ganz klar mit den anderen Herstellern mithalten kann. Speziell das Ultra-Modell mit der mechanisch ausfahrbaren Kamera ist ein Hingucker, und auch sonst brauchen sich die Geräte nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Die bekannten Probleme bleiben aber auch bei dieser Modellreihe. Abgesehen davon, dass 5G nicht unterstützt wird, fehlen weiterhin sämtliche Google-Services, die man sich maximal umständlich auf das Pura holen könnte. Sollte sich an diesen zwei Dingen in Zukunft etwas ändern, könnte Huawei mit der Pura-Reihe wohl schnell wieder Marktanteile gutmachen. Derzeit sind es aber weiterhin wohl Spielzeuge für Technikinteressierte, die der großen Masse bis auf weiteres verborgen bleiben.

In Deutschland und vielen anderen Ländern kann man die Pura-70-Reihe ab sofort vorbestellen. Erhältlich sollen die Geräte dann ab dem 22. Mai sein. Je nach Land, verspricht der Hersteller "Geschenke im Wert von bis zu 408 Euro", was zum Beispiel das Beilegen von Kopfhörern bedeuten könnte. Preislich liegen die Smartphones alle im Premiumbereich. Das Pura 70 in der Standardkonfiguration kostet 999 Euro, das 70 Pro 1199 Euro und das Ultra 1499 Euro. (aam, 2.5.2024)